Rückbau des alten Weddewarder Sieles

Unterhaltungsverbände/Wasser- und Bodenverbände

Wer sich heute auf den Weg entlang des Hafens nach Weddewarden zum Imsumer Deich macht, wird dort in der alten Deichlinie am Grauwallkanal statt des gewohnten Anblicks eines fast schon gemütlich anmutenden Rotziegelbaus Bagger und eine Lücke im Deichkörper finden. Das mittlerweile über 50- jährige Bauwerk wurde zugunsten einer optimiert funktionierenden Wasserwirtschaft durch den Unterhaltungsverband Nr.83 Land Wursten und den Wasser- und Bodenverband Grauwall-Gebiet zurückgebaut.

Am Ende der Abrissarbeiten wird der Blick frei auf ein neu gestaltetes Stück Deich- mit der Sicherheit einer verbesserten Entwässerung für das gesamte zugehörige Niederschlagseinzugsgebiet. Und das ist nicht gerade klein: immerhin rund 12.640 ha Einzugsgebiet „hängen“ am Grauwallkanal! Dazu gehört insbesondere auch eine ca. 1200 ha große Siedlungs- und Gewerbefläche in Weddewarden, Lehe und Leherheide (Stadtgebiet Bremerhaven, vgl. Karte unten).

Die Geschichte zum Rückbau des alten Siels heute und der Errichtung eines neuen Siels im Jahr 2008 geht genau gesagt aber schon in das Jahr 2000 zurück. Im November 2000 hat bremenports (damals noch Das Hansestadt Bremische Hafenamt in Bremerhaven) einen ersten Schritt zur Beantragung einer Planfeststellung zur nördlichen Erweiterung des „Containerterminals 4“ (i.F: CT 4) getan. Im Wege der Verbandsbeteiligung wurden unsere Verbände 2002 dazu formell gehört, und haben aus wasserwirtschaftlicher Sicht erhebliche Bedenken gegen die dort geplante Verlegung des Weddewarder Tiefs geäußert. Nach den Erörterungsterminen erfolgte der Planfeststellungsbeschluss. Den Verbänden ist es aber vor dem Hintergrund der entstehenden Nachteile aus den Plänen für den Bau des CT 4 gelungen, im Jahr 2007 einen Planfeststellungsänderungsbeschluss herbeizuführen. Langes Wort, prägnante Wirkung: unter Beteiligung der Einvernehmensbehörde des Verfahrens haben die Verbände erreicht, dass ein neues Sielbauwerk auf stadtbremischem Gebiet im verlegten Außentief errichtet wird. Dieses Neue Weddewarder Siel, das sich ca. 1.400 m unterhalb des alten Sieles in der neuen Deichlinie befindet, wird seit Oktober 2010 nach der offiziellen Übergabe von den Verbänden betrieben.
Das neue Siel verfügt über eine moderne Automatisierungs- und Regelungstechnik (EMSR-Technik = elektronische Steuerungs-, Mess- und Regeltechnik). Die Sielkammern sind 2 x 6 m breit, ausgerüstet mit Hubtoren (zum Vergleich: beim alten Siel waren es 2 x 5 m, die tatsächliche Durchflussbreite betrug durch die Bauweise mit Stemmtoren lediglich 2 x 4 m). Durch die breiteren Sielkammern im neuen Siel wird die Abflussleistung der Entwässerung in die Außenweser deutlich verbessert.

Für einen Erhalt des alten Bauwerks besteht seither keine Veranlassung mehr (Abflusshindernis, fehlende Verkehrstüchtigkeit, Wegfall der Funktion durch Ersatzbauwerk, etc.).

Seit dem Übergabetag ist den Verbänden daher auch an einem Rückbau des alten Siels gelegen. Sie sollten Recht behalten: durch die Schaffung des leistungsfähigen neuen Sieles hat sich in der näheren Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass das veraltete Bauwerk den Abflussmengen aus dem Einzugsgebiet des Grauwallkanals nicht mehr gerecht wurde, und mithin eine optimale Entwässerung insbesondere zu wetterbedingten Spitzenzeiten nicht mehr gewährleistet war.

Die Verbände nahmen unter Beteiligung des Nds. Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz, dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Bremen und dem Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Direktion (NLWKN-Direktion) die Rückbauplanungen für das nun entstandene Abflusshindernis auf.

Im März 2012 wurde ein Förderantrag für den Rückbau durch den Unterhaltungsverband Nr. 83 gestellt, der schließlich nach vielen Widrigkeiten, bedingt durch die Lage in zwei verschiedenen Bundesländern, durchdringen konnte. In diesem Fall gingen Planungen und Verhandlungen sogar den Umweg über die Senats- und Ministeriumsebene, da durch die geographische Lage des Siels eine recht komplizierte Gemengelage an unterschiedlichen Zuständigkeiten zu lösen war, die die Situation nicht gerade vereinfachte.

Die bis dato noch fehlende Genehmigung wurde schließlich am 04.08. 2015 erteilt.

Dank gilt für ihre Unterstützung an dieser Stelle den Nds. Landtagsabgeordneten Astrid Vockert und Uwe Santjer.

Die niedersächsischen Verbände waren außerdem durch die Finanzierungsstelle angehalten, Kontakt nach Bremen aufzunehmen. Eine Mitfinanzierung eines geringen Anteils in Höhe von 10 % der Rückbaukosten durch das Land Bremen sollte geklärt werden. Vor dem Hintergrund der erheblichen Vorteilsnutzung der Entwässerungssituation durch die hochversiegelten Flächenanteile in Bremerhaven/Bremen wäre dies nicht abwegig gewesen, doch kam es schlussendlich nicht dazu. Die Finanzierung des Rückbaus wird nun lediglich aufgeteilt in Fördermittel sowie Eigenanteile des UHV Nr.83 Land Wursten als bisheriger Bauwerksinhaber, und des WBV Grauwall-Gebiet als Gewässereigentümer.

Die Verbandsvorsteher Herr Johann Friedrich Spinck (UHV Nr. 83 Land Wursten) und Herr Heino Scheper (WBV Grauwall-Gebiet) sowie der Geschäftsführer der Mitgliedsverbände im Kreisverband der WBV in Beverstedt Herr Dipl.-Ing. Thomas Ströer freuen sich auf den Abschluss einer langen, wechselhaften Geschichte, die doch noch ein erfolgreiches Ende nehmen durfte.

 

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